Urchristentum

Urchristentum
Ur|chris|ten|tum 〈[-krıs-] n.; -s; unz.〉 die Anfänge des Christentums bis etwa 200 n. Chr.

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Ur|chris|ten|tum, das; -s:
Anfang des Christentums in der Zeit des sich allmählich verbreitenden christlichen Glaubens.

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Urchristentum,
 
Urkirche, von der Kirchengeschichtsschreibung geprägte Bezeichnung für den Zeitabschnitt in der Kirchengeschichte, in dem sich das Christentum als eigenständige Religionsgemeinschaft konstituiert hat; etwa den Zeitraum zwischen dem Apostelkonzil (48/49) und dem Tod der letzten Apostel (Mitte des 2. Jahrhunderts) umfassend. Kennzeichnend für das Urchristentum waren der Beginn der heidenchristlichen Mission (Paulus) und damit verbunden die zunehmende Hellenisierung christlicher Verkündigung. Die aramäische Sprache sowie die aus der jüdischen Tradition lebende Terminologie, die die Predigt Jesu und die Verkündigung der Urgemeinde bestimmt hatten, traten zugunsten des Griechischen (Koine) und der hellenistischen Begrifflichkeit zurück. Die Entwicklung des Christentums zu einer »Schriftreligion« begann (Entstehung des Neuen Testaments), ebenso die Herausbildung fester (institutioneller) Formen des Gemeindelebens (Gemeindeordnungen) und des Gottesdienstes (v. a. Taufe und Abendmahlfeier), deren »Notwendigkeit« für die ersten christlichen Gemeinden wohl stark in der von ihnen unmittelbar erwarteten Wiederkunft Jesu Christi (Parusie) begründet war. - In der späteren Kirchengeschichte wurde das Urchristentum vielfach idealtypisch als die Epoche des wahren Christentums angesehen, auf die sich sowohl kirchliche Erneuerungsbewegungen wie auch christliche Sondergemeinschaften beriefen und bis in die Gegenwart berufen. Es gilt dabei in der Regel (weithin ohne Rücksicht auf die historische Wirklichkeit) als eine von »evangelistischen Vollkommenheit«, Liebe und Armut gekennzeichnete, charismatisch-geistgeleitete Gemeinschaft, die von der unmittelbaren Erwartung der Parusie lebte und in der kirchlichen (hierarch.) Strukturen keine wesentliche Bedeutung hatten.
 
 
W. Schneemelcher: Das U. (1981);
 
Umwelt des U., hg. v. J. Leipoldt u. a., 3 Bde. (6-81987-91);
 H. Conzelmann: Gesch. des U. (61989);
 G. Theissen: Studien zur Soziologie des U. (31989, Nachdr. 1991);
 G. Theissen: Soziologie der Jesusbewegung (61991);
 H. Kraft: Die Entstehung des Christentums (31990);
 
Die Frau im U., hg. v. G. Dautzenberg u. a. (51992);
 A. Jensen: Gottes selbstbewußte Töchter. Frauenemanzipation im frühen Christentum? (1992);
 E. Brandenburger: Studien zur Gesch. u. Theologie des U. (1993);
 W. Schmithals: Theologiegesch. des U. Eine problemgeschichtl. Darst. (1994);
 K. Berger: Histor. Psychologie des N. T. (31995);
 P. Hoffmann: Studien zur Frühgesch. der Jesus-Bewegung (21995);
 E. W. u. W. Stegemann: Urchristl. Sozialgesch. (21997);
 R. Bultmann: Das U. im Rahmen der antiken Religionen (Neuausg. 1998).

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Ur|chris|ten|tum, das; -s: Anfang des Christentums in der Zeit des sich allmählich verbreitenden christlichen Glaubens.

Universal-Lexikon. 2012.

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